Der Disziplinarausschuss der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hat am 15. September 2025 nach dem zweiten Spieltag der Saison 2025/26Deutschland mehrere Sperren bestätigt – ein klares Signal für den neuen, härteren Strafstandard, der seit der Vorjahressaison gilt.
Seit dem Sommer 2024 arbeitet die DEL2 intensiv an einer Sicherheitsoffensive. In einer Mitteilung vom 26.07.2024 wurden u. a. die Abschaffung der 5‑Minute‑Strafe plus Spieldauerdisziplinarstrafe bei "hohem Stock" und die Pflicht zum trittsicheren Halsschutz beschlossen. Der Gedanke dahinter: weniger Verletzungen, mehr Klarheit für Schiedsrichter und Spieler. Die DEL übernahm viele dieser Anpassungen für die Saison 2025/26, was jetzt zu den ersten harten Sanktionen führte.
Statistisch gesehen haben sich die disciplinarischen Eingriffe seit der Einführung der neuen Regeln um rund 30 % erhöht – im Vergleich zu den 12 Strafen im ersten Spieltag der Saison 2023/24 wurden jetzt bereits 16 Maßnahmen im zweiten Spieltag verzeichnet.
Im Fokus standen zwei Vorfälle, die das neue Regelwerk auf die Probe stellten. Der erste betraf Christopher Wilkie, Angreifer der Löwen Frankfurt. In der 33. Minute des Spiels gegen die Straubing Tigers landete er mit einem Cross‑Check am gegnerischen Verteidiger – ohne dabei den Puck anzustreben. Der Ausschuss sah das als klare Verletzung von DEL‑Regel 59 und sprach eine einspielsfreie Sperre plus Geldstrafe aus.
Der zweite Fall betraf Kyle Platzer von den Schwenninger Wild Wings. In der 64. Minute des Auswärtsspiels gegen die Iserlohn Roosters schlug er mit seinem Stock hart auf den Kopf eines Gegenspielers ein – wieder ohne Versuch, den Puck zu spielen. Nach DEL‑Regel 61 wurde ihm eine dreispielfreie Sperre samt Geldstrafe auferlegt.
Beide Entscheidungen basierten auf zwei festen Kriterien: Erstens, kein Versuch, den Puck zu erreichen; zweitens, das bewusste In‑Kauf‑Nehmen einer möglichen Verletzung. Das macht deutlich, dass die neuen Regeln nicht nur Papierkram sind, sondern aktiv durchgesetzt werden.
„Wir wollen ein sicheres Spiel, bei dem harte Checks noch erlaubt sind, aber unnötige Gefahren keine Chance haben“, erklärte Jens Petersen, Leiter der DEL‑Disziplinabteilung, in einem kurzen Interview. „Die Strafen sollen abschreckend wirken, aber zugleich klar und nachvollziehbar sein.“
Die betroffenen Clubs reagierten gemischt. Der Trainer der Löwen Frankfurt, Markus Riedel, betonte, dass Wilkie zwar über das Regelwerk informiert war, aber der Moment im Eiltempo des Spiels fehlte. „Wir akzeptieren die Strafe, lernen daraus und arbeiten an besserer Disziplin.“ Die Wild Wings hingegen wiesen darauf hin, dass Platzer bereits seit Monaten an seiner Aggressionskontrolle arbeite – die Strafe sei ein Weckruf.
Die ersten Zahlen zeigen einen Rückgang von Kopf‑ und Nackenverletzungen um etwa 12 % im Vergleich zur selben Phase der Vorjahressaison. Experten des Deutsche Eishockey Bund (DEB) führen das auf die strengere Ahndung von "high‑stick"-Vergehen zurück.
Zudem hat das neue Video‑Review‑System bereits drei weitere Fälle von "Schwalben" (simulierten Fouls) nachträglich entdeckt und mit Geldstrafen belegt – ein Hinweis darauf, dass die Technologie künftig stärker zur Fairness beiträgt.
Einige Kommentatoren warnen jedoch, dass ein zu rigides System das Spieltempo bremsen könnte. „Wenn jeder Schuss mit Angst vor einer Strafe belegt wird, verlieren wir das typische Eishockey‑Gefühl“, meint der ehemalige Nationalspieler Tom Braun. Die Debatte bleibt also offen.
Die DEL plant, die aktuellen Regelungen nach Ablauf der Saison zu evaluieren. Ein Bericht, der im Frühjahr 2026 veröffentlicht werden soll, wird anhand von Verletzungsstatistiken, Spieler‑Feedback und Zuschauerzahlen beurteilen, ob weitere Anpassungen nötig sind.
Auf der anderen Seite arbeitet die DEL2 bereits an einer Erweiterung des Halsschutz‑Mandats: ab der Saison 2026/27 sollen auch offensive Spieler einen zusätzlichen Polster‑Schutz erhalten. Damit könnte die Sicherheitskette im gesamten deutschen Eishockey weiter gestärkt werden.
Beide Spieler handelten ohne Puck‑Versuch und setzten den Gegner bewusst gefährlichen Aktionen aus – genau die Verhaltensweisen, die die neuen DEL‑Regeln unter DEL‑Regel 59 und 61 adressieren.
Früher wurden bei "hohem Stock" häufig 5‑Minute‑Strafen plus Spieldauerdisziplinarstrafe (5+SPD) vergeben. Jetzt wird bei schweren Vergehen die strengere Kategorie "verletzungsgefährdende Aktionen" angewendet, oft mit Sperren von einem bis drei Spielen.
Das Review‑Team kann nachträglich Verstöße erkennen, die im Live‑Geschehen übersehen wurden – zum Beispiel simulierte Fouls („Schwalben“). Dadurch steigt die Durchsetzungskonstanz und die Abschreckungswirkung.
Einige Clubs sehen die Maßnahmen als notwendige Sicherheitsgarantie, während Spielerverbände betonen, dass die Regeln das Spiel nicht zu stark einschränken dürfen. Gespräche über Trainingsprogramme zur Aggressionskontrolle laufen bereits.
Ein umfassender Evaluationsbericht wird im Frühjahr 2026 veröffentlicht. Darin werden Verletzungszahlen, Spieler‑Feedback und Zuschauer‑Reaktionen ausgewertet, um mögliche weitere Anpassungen zu planen.