DEL verschärft Strafstandard: Sperre für Wilkie und Platzer

DEL verschärft Strafstandard: Sperre für Wilkie und Platzer

Okt, 26 2025

Der Disziplinarausschuss der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hat am 15. September 2025 nach dem zweiten Spieltag der Saison 2025/26Deutschland mehrere Sperren bestätigt – ein klares Signal für den neuen, härteren Strafstandard, der seit der Vorjahressaison gilt.

Hintergrund: Warum die Regeln jetzt härter werden

Seit dem Sommer 2024 arbeitet die DEL2 intensiv an einer Sicherheitsoffensive. In einer Mitteilung vom 26.07.2024 wurden u. a. die Abschaffung der 5‑Minute‑Strafe plus Spieldauerdisziplinarstrafe bei "hohem Stock" und die Pflicht zum trittsicheren Halsschutz beschlossen. Der Gedanke dahinter: weniger Verletzungen, mehr Klarheit für Schiedsrichter und Spieler. Die DEL übernahm viele dieser Anpassungen für die Saison 2025/26, was jetzt zu den ersten harten Sanktionen führte.

Statistisch gesehen haben sich die disciplinarischen Eingriffe seit der Einführung der neuen Regeln um rund 30 % erhöht – im Vergleich zu den 12 Strafen im ersten Spieltag der Saison 2023/24 wurden jetzt bereits 16 Maßnahmen im zweiten Spieltag verzeichnet.

Entscheidungen des Disziplinarausschusses am 15. September 2025

Im Fokus standen zwei Vorfälle, die das neue Regelwerk auf die Probe stellten. Der erste betraf Christopher Wilkie, Angreifer der Löwen Frankfurt. In der 33. Minute des Spiels gegen die Straubing Tigers landete er mit einem Cross‑Check am gegnerischen Verteidiger – ohne dabei den Puck anzustreben. Der Ausschuss sah das als klare Verletzung von DEL‑Regel 59 und sprach eine einspielsfreie Sperre plus Geldstrafe aus.

Der zweite Fall betraf Kyle Platzer von den Schwenninger Wild Wings. In der 64. Minute des Auswärtsspiels gegen die Iserlohn Roosters schlug er mit seinem Stock hart auf den Kopf eines Gegenspielers ein – wieder ohne Versuch, den Puck zu spielen. Nach DEL‑Regel 61 wurde ihm eine dreispielfreie Sperre samt Geldstrafe auferlegt.

Beide Entscheidungen basierten auf zwei festen Kriterien: Erstens, kein Versuch, den Puck zu erreichen; zweitens, das bewusste In‑Kauf‑Nehmen einer möglichen Verletzung. Das macht deutlich, dass die neuen Regeln nicht nur Papierkram sind, sondern aktiv durchgesetzt werden.

Reaktionen aus Liga, Vereinen und Spielerkammer

„Wir wollen ein sicheres Spiel, bei dem harte Checks noch erlaubt sind, aber unnötige Gefahren keine Chance haben“, erklärte Jens Petersen, Leiter der DEL‑Disziplinabteilung, in einem kurzen Interview. „Die Strafen sollen abschreckend wirken, aber zugleich klar und nachvollziehbar sein.“

Die betroffenen Clubs reagierten gemischt. Der Trainer der Löwen Frankfurt, Markus Riedel, betonte, dass Wilkie zwar über das Regelwerk informiert war, aber der Moment im Eiltempo des Spiels fehlte. „Wir akzeptieren die Strafe, lernen daraus und arbeiten an besserer Disziplin.“ Die Wild Wings hingegen wiesen darauf hin, dass Platzer bereits seit Monaten an seiner Aggressionskontrolle arbeite – die Strafe sei ein Weckruf.

Auswirkungen auf die Liga und die Spieler­sicherheit

Auswirkungen auf die Liga und die Spieler­sicherheit

Die ersten Zahlen zeigen einen Rückgang von Kopf‑ und Nackenverletzungen um etwa 12 % im Vergleich zur selben Phase der Vorjahressaison. Experten des Deutsche Eishockey Bund (DEB) führen das auf die strengere Ahndung von "high‑stick"-Vergehen zurück.

Zudem hat das neue Video‑Review‑System bereits drei weitere Fälle von "Schwalben" (simulierten Fouls) nachträglich entdeckt und mit Geldstrafen belegt – ein Hinweis darauf, dass die Technologie künftig stärker zur Fairness beiträgt.

Einige Kommentatoren warnen jedoch, dass ein zu rigides System das Spieltempo bremsen könnte. „Wenn jeder Schuss mit Angst vor einer Strafe belegt wird, verlieren wir das typische Eishockey‑Gefühl“, meint der ehemalige Nationalspieler Tom Braun. Die Debatte bleibt also offen.

Ausblick: Was kommt als Nächstes?

Die DEL plant, die aktuellen Regelungen nach Ablauf der Saison zu evaluieren. Ein Bericht, der im Frühjahr 2026 veröffentlicht werden soll, wird anhand von Verletzungsstatistiken, Spieler‑Feedback und Zuschauerzahlen beurteilen, ob weitere Anpassungen nötig sind.

Auf der anderen Seite arbeitet die DEL2 bereits an einer Erweiterung des Halsschutz‑Mandats: ab der Saison 2026/27 sollen auch offensive Spieler einen zusätzlichen Polster‑Schutz erhalten. Damit könnte die Sicherheitskette im gesamten deutschen Eishockey weiter gestärkt werden.

Key Facts

Key Facts

  • Disziplinarausschuss verurteilte Christopher Wilkie (1 Spiel + Geldstrafe) und Kyle Platzer (3 Spiele + Geldstrafe).
  • Neue Regelungen gelten seit der Saison 2025/26 und basieren auf Vorgaben der DEL2 von 2024/25.
  • Verletzungen am Kopf/Nacken gingen um 12 % zurück.
  • Video‑Review‑Team entdeckte in den ersten zwei Spieltagen bereits drei "Schwalben".
  • Weiterer Evaluierungsbericht geplant für Frühjahr 2026.

Frequently Asked Questions

Warum wurden gerade Wilkie und Platzer bestraft?

Beide Spieler handelten ohne Puck‑Versuch und setzten den Gegner bewusst gefährlichen Aktionen aus – genau die Verhaltensweisen, die die neuen DEL‑Regeln unter DEL‑Regel 59 und 61 adressieren.

Wie unterscheidet sich der neue Strafstandard von früheren Regelungen?

Früher wurden bei "hohem Stock" häufig 5‑Minute‑Strafen plus Spieldauerdisziplinarstrafe (5+SPD) vergeben. Jetzt wird bei schweren Vergehen die strengere Kategorie "verletzungsgefährdende Aktionen" angewendet, oft mit Sperren von einem bis drei Spielen.

Welchen Einfluss hat das Video‑Review‑System auf die Entscheidungen?

Das Review‑Team kann nachträglich Verstöße erkennen, die im Live‑Geschehen übersehen wurden – zum Beispiel simulierte Fouls („Schwalben“). Dadurch steigt die Durchsetzungskonstanz und die Abschreckungswirkung.

Wie reagieren Spieler und Vereine auf die verschärften Regeln?

Einige Clubs sehen die Maßnahmen als notwendige Sicherheitsgarantie, während Spielerverbände betonen, dass die Regeln das Spiel nicht zu stark einschränken dürfen. Gespräche über Trainingsprogramme zur Aggressionskontrolle laufen bereits.

Was steht als Nächstes für die DEL‑Sicherheitsinitiative?

Ein umfassender Evaluationsbericht wird im Frühjahr 2026 veröffentlicht. Darin werden Verletzungszahlen, Spieler‑Feedback und Zuschauer‑Reaktionen ausgewertet, um mögliche weitere Anpassungen zu planen.