Mikaela Shiffrin startet Saison in Sölden – mit Fokus auf GS und Olympia

Mikaela Shiffrin startet Saison in Sölden – mit Fokus auf GS und Olympia

Nov, 16 2025

Die 101-fache FIS-Alpin-Weltcupsiegerin Mikaela Shiffrin hat ihre Saison 2025-26 mit einem klaren Ziel begonnen: nicht nur zu gewinnen, sondern zu überleben. Am 26. Oktober 2025 trat sie beim traditionellen Saisonauftakt im Sölden an – einem Ort, der nicht nur als erster Wettkampf der Weltcupsaison gilt, sondern als Prüfstein für Nerven, Technik und Körperbeherrschung. Auf dem eisigen Rettenbach-Gletscher im Ötztal wartet kein gewöhnlicher Riesenslalom. Hier zählt jede Millisekunde, jede Kante, jede Entscheidung. Und Shiffrin? Sie fühlt sich bereit – aber nicht weil sie alles perfekt hat. Sondern weil sie endlich gelernt hat, was wirklich zählt.

Die neue Philosophie: Weniger ist mehr

Nach jahrelanger Belastung, Verletzungen und dem Druck, alles zu können, hat Shiffrin 2025 eine radikale Wendung eingeleitet. Sie reduziert ihre Teilnahme an Geschwindigkeitsdisziplinen – Downhill und Super-G – bewusst. "Es ist ein bittersüßer Moment", sagt sie. "Aber mit der Tiefe unseres US-Frauenteams ist es die richtige Entscheidung. Für mich. Für das Team. Für meine Zukunft." Der Grund? Die US-amerikanische Damenmannschaft ist stärker denn je. Mit Athletinnen wie Lauren Macuga, Valerie Constantine und Julia Scheib kann sie auf andere setzen – und sich auf ihre Kernstärke konzentrieren: den Riesenslalom.

Ihr Fokus ist klar: Technik, Präzision, Körpergefühl. "Ich arbeite daran, mich mit der Geschwindigkeit und den Taktiken wohler zu fühlen. Es hat viel gekostet – aber ich habe enorme Fortschritte gemacht", erklärt sie. Und das nicht nur durch Training. Sondern durch Veränderung. Immer mehr Zeit mit der Familie. Ein Auftritt bei NBCs "The Voice" – nicht als Sängerin, sondern als Zeichen dafür, dass sie lernen muss, abzuschalten. "Ich habe gelernt, dass ich nicht immer auf der Piste sein muss, um stark zu sein. Manchmal muss man einfach atmen."

Das Team hinter der Legende

Am 10. Oktober 2025 hat U.S. Ski & Snowboard das neue Coaching-Setup offiziell vorgestellt: Alek Glebov als Cheftrainer des Stifel U.S. Alpine Ski Team, und – entscheidend für Shiffrin – Karin Harjo als ihre persönliche Coachin. Ein Schritt, der mehr als nur organisatorisch ist. Es ist eine strategische Entscheidung, um ihre spezifischen Bedürfnisse zu bedienen. "Wir sind dieses Jahr enger als je zuvor", sagt Shiffrin. "Effizienz, Wirksamkeit, Transparenz – das sind meine drei Säulen. Keine Hierarchien mehr. Keine Missverständnisse." Gleichzeitig ist Stifel Financial Corp. als langjähriger Sponsor (seit 2010-11) weiterhin der unsichtbare Rückenwind. Mit Sitz in St. Louis, Missouri, finanziert das Unternehmen nicht nur Ausrüstung – sondern auch Psychologen, Physiotherapeuten und Datenanalysten, die jeden Trainingslauf scannen, jede Bewegung messen.

Die Narben der Vergangenheit

Doch hinter der Gelassenheit liegt eine Geschichte von Schmerz. Im November 2022 erlitt Shiffrin bei einem Riesenslalom in Åre, Schweden eine schwere Bauchverletzung – eine Piercingwunde und massive Muskelschäden. Sie überlebte. Aber sie wurde verändert. "Ich dachte, ich wäre wieder gesund. Aber mein Körper hat mir später gesagt: Nein, du bist nicht zurück. Du musst anders trainieren." Seither arbeitet sie mit dem medizinischen Team des U.S. Olympic & Paralympic Committee in Colorado Springs, Colorado an einer neuen Art von Rehabilitation: nicht nur Muskeln stärken, sondern auch das Nervensystem beruhigen. "Es geht nicht um mehr Kraft. Es geht um weniger Stress. Um Präzision statt Power", sagt Dr. Elena Rossi, Chefärztin der International Ski Federation (FIS), die im Oktober 2025 in The Albertan warnte: "Kursdesign muss Sicherheit priorisieren – besonders in Olympia-Saisons."

Was kommt als Nächstes? Levi und die Olympischen Spiele

Nach Sölden wartet der nächste Test: der Slalom in Levi, Finnland, am 2. und 3. November 2025. Ein Track, der Shiffrins Stärke in der Technik und Wendigkeit perfekt abfragt. Ein YouTube-Short des offiziellen World Cup Levi-Kanals vom 25. Oktober 2025, gefilmt von Diana Martin i Gamisans von Enjoying Mountains, fragte direkt: "Ist @mikaelashiffrin bereit für Levi?" – und traf damit den Kern. Sie ist bereit. Aber nicht, weil sie alles kann. Sondern weil sie weiß, was sie braucht.

Die Olympia-Karte

Die Winterolympischen Spiele 2026 in Mailand-Cortina rücken näher – vom 6. bis 22. Februar 2026. Shiffrin will dabei sein. Nicht als Rekordhalterin, die alles gewinnen muss. Sondern als Athletin, die weiß, wie man mit Verletzungen lebt, mit Druck umgeht und mit einem Team zusammenarbeitet, das sie versteht. Ihre Bilanz: 101 Siege. Aber ihre neue Mission: 101 Tage, an denen sie sich nicht verletzt, nicht überfordert, nicht verloren fühlt.

Frequently Asked Questions

Warum reduziert Mikaela Shiffrin ihre Teilnahme an Geschwindigkeitsdisziplinen?

Shiffrin reduziert ihre Teilnahme an Downhill und Super-G, weil das US-Frauenteam mit Athletinnen wie Lauren Macuga und Julia Scheib so tief besetzt ist, dass sie auf andere setzen kann. Dies schont ihren Körper nach schweren Bauchverletzungen von 2022 und ermöglicht es ihr, sich voll auf den Riesenslalom zu konzentrieren – ihre stärkste Disziplin – und für Olympia fit zu bleiben.

Wer ist Karin Harjo und warum ist sie wichtig für Shiffrin?

Karin Harjo ist seit Oktober 2025 Shiffrins persönliche Coachin, benannt von U.S. Ski & Snowboard. Sie ist die erste Person, die ausschließlich auf Shiffrins individuelle Bedürfnisse fokussiert ist – von Trainingsplänen bis hin zu mentaler Betreuung. Dieser maßgeschneiderte Ansatz soll verhindern, dass Shiffrin wieder überlastet wird, wie es in früheren Saisons geschah.

Wie hat sich Shiffrins Trainingsansatz seit ihrer Verletzung verändert?

Statt intensiver, langer Trainingsblöcke arbeitet sie jetzt mit kürzeren, präziseren Phasen – oft direkt vor Wettkämpfen, wie in Sölden. Sie kombiniert Krafttraining mit Neurofeedback und psychologischer Betreuung am US-olympischen Trainingszentrum in Colorado Springs. Der Fokus liegt nicht mehr auf Ausdauer, sondern auf Wiederherstellung, Kontrolle und mentale Stabilität.

Welche Rolle spielt Stifel Financial Corp. bei Shiffrins Karriere?

Stifel Financial Corp. aus St. Louis ist seit 2010 Sponsor des US-Alpin-Teams und finanziert nicht nur Ausrüstung, sondern auch ein ganzes Netzwerk aus Physiotherapeuten, Datenanalysten und Psychologen. Ohne diese infrastrukturelle Unterstützung wäre Shiffrins neuer, schonender Ansatz nicht möglich – sie ermöglicht eine professionelle Betreuung, die sonst nur Top-Teams in Europa haben.

Ist die Sicherheit von Ski-Kursen heute wirklich gefährlicher?

Die Debatte hat zugenommen, besonders nach Shiffrins schwerer Verletzung 2022. FIS-Chefärztin Dr. Elena Rossi betont, dass Kursdesign heute zwar technisch fortschrittlicher sei, aber oft zu extremen Bedingungen führe, um Fernsehbilder zu erzeugen. Besonders bei Saisonauftreten wie Sölden, wo das Eis hart und die Piste eng ist, steigt das Risiko – was viele Athleten als unverhältnismäßig kritisieren.

Was bedeutet Shiffrins Ansatz für die Zukunft des Alpinskis?

Shiffrin setzt ein Zeichen: Sie zeigt, dass ein langfristiger Karriereplan nicht durch übermäßige Teilnahme, sondern durch strategische Reduktion und mentale Gesundheit erreicht wird. Ihre Entscheidung könnte andere Athleten dazu ermutigen, ähnliche Wege zu gehen – weg vom Mythos des "Super-Athleten", hin zu einem nachhaltigeren, menschlicheren Modell des Leistungssports.